Die Zinsen für Baukredite in Deutschland waren im Juli dieses Jahres wieder fast ausnahmslos rückläufig, wie die vorläufig berechneten Werte der Deutschen Bundesbank ergaben. In drei der vier verschiedenen Zinslaufzeiten ergaben sich niedrigere Zinsen als noch im Vormonat Juni 2014.
Moderater Anstieg bei variabler Verzinsung oder anfänglicher Zinsbindung bis 1 Jahr
Die Zinsen für Wohnungsbaukredite an private Haushalte sind im Juli 2014 sehr moderat angestiegen. Von 2,49 Prozent p.a. im Juni stiegen die Zinsen im Juli auf 2,50 Prozent p.a. Damit wurde das historische Tief, das im Juni erreicht wurde, im Folgemonat nur leicht überschritten.
Doch selbst der Anstieg der durchschnittlichen Effektivzinssätze für Baukredite mit variabler Verzinsung oder anfänglicher Zinsbindung bis zu 1 Jahr konnte das Neugeschäft nicht bremsen. Das Volumen der im Juli neu vergebenen Baufinanzierungen an Privatpersonen stieg deutlich an. Im Juni hatte das Neugeschäftsvolumen auf 2.436 Millionen Euro gelegen, im Folgemonat bereits auf 2.856 Millionen Euro. Dies bedeutet für Juli dieses Jahres im Neugeschäft der Baudarlehen einen Anstieg von 420 Millionen Euro im Vergleich zum Vormonat.
Bauzinsen mit anfänglicher Zinsbindung über 1 bis 5 Jahre gesunken
Kreditnehmer, die im Juli dieses Jahres einen Baukredit mit einer anfänglichen Zinsbindung über 1 bis 5 Jahre aufgenommen hatten, konnten sich über einen leichten Rückgang der Zinsen freuen. Die durchschnittlichen Effektivzinssätze für diese Laufzeiten sanken binnen eines Monats um 10 Basispunkte.
Im Juni 2014 hatten die Bauzinsen für diese Kreditlaufzeiten noch auf 2,31 Prozent p.a. gelegen, und sanken im Juli auf 2,21 Prozent p.a. Damit stellen diese Baufinanzierungen weiter die Wohnungsbaukredite an private Haushalte dar, bei denen es die niedrigsten Zinsen zu bezahlen gibt.
Neugeschäft bei Zinsbindung von wenigen Jahren deutlich gestiegen
Im Juni dieses Jahres war das Neugeschäftsvolumen für Baufinanzierungen mit anfänglicher Zinsbindung über 1 bis 5 Jahre noch gesunken. Im Folgemonat Juli wendete sich das Blatt dann und es kam zu einem Anstieg des Volumens im Neugeschäft, der zeigt, wie positiv die gesunkenen durchschnittlichen Effektivzinssätze auf das Kreditgeschäft in Deutschland eingewirkt haben.
Im Juni 2014 lag das Volumen im Neugeschäft bei 2.091 Millionen Euro. Im Juli stieg das Neugeschäftsvolumen auf 2.634 Millionen Euro, und damit sehr deutlich, an.
Baukredite mit anfängliche Zinsbindung über 5 bis 10 Jahre
Bei Baufinanzierungen mit einer anfänglichen Zinsbindung zwischen 5 Jahren bis 10 Jahren kam es ebenfalls zu einem Rückgang bei den Zinsen. Die durchschnittlichen Zinsen für Baukredite mit dieser mittleren Laufzeit sanken um sieben Basispunkte, von 2,55 Prozent p.a. im Juni dieses Jahres auf 2,48 Prozent p.a. im Juli.
Neugeschäft mit starkem Sprung nach oben
Bei Baukrediten mit einer anfänglichen Zinsbindung über 5 bis 10 Jahre gab es beim Neugeschäftsvolumen im Juli den stärksten Sprung aller von der Bundesbank in ihren Zeitreihen berechneten Baufinanzierungen. Von 6.359 Millionen Euro im Juni dieses Jahres stieg das Neugeschäft im Juli auf ein Volumen von 7.957 Millionen Euro an, und machte damit einen sehr starken Sprung nach oben.
Bauzinsen bei langen Laufzeiten mit größtem Rückgang
Bei den Baufinanzierungen mit einer anfänglichen Zinsbindung über 10 Jahre gab es den größten Rückgang bei den durchschnittlichen Effektivzinssätzen. Wie die Deutsche Bundesbank berechnete, sanken die Zinsen für diese Baukredite von 2,79 Prozent p.a. im Juni 2014 auf nur noch 2,65 Prozent p.a. im Juli. Damit gingen die Zinsen für diese Zinsbindung um 14 Basispunkte zurück.
Surftipp: Immobilienfinanzierung im Vergleich
Fast eine Milliarde Euro mehr im Kredit-Neugeschäft
Das Neugeschäftsvolumen für Baukredite an Privatpersonen mit einer anfänglichen Zinsbindung über 10 Jahre ist im Juli dieses Jahres im Vergleich zum Vormonat um fast eine Milliarde Euro angestiegen. Im Juni lag das Volumen in Neugeschäft für diese langen Laufzeiten der Bauzinsen auf 4.881 Millionen Euro und stieg im Juli auf 5.835 Millionen Euro an.
Damit war der Anstieg des Neugeschäftsvolumens prozentual zwar nicht so hoch wie bei den mittleren Zinsbindungen für Baufinanzierungen. Eine Zunahme von knapp 20% ist allerdings nicht zu unterschätzen.
Bauboom in Deutschland hält an
Das steigende Volumen im Neugeschäft von Wohnungsbaukrediten an private Haushalte zeigt, dass der Bauboom weiter anhält. Die niedrigen Zinsen dürften dies zusätzlich befeuert haben, der Trend zum Eigenheim wird zudem von zwei anderen, wichtigen Faktoren getragen. Den niedrigen Zinsen für Spareinlagen, die zu einem vermehrten Run auf Immobilien als Altersvorsorge geführt haben. Zudem steigen die Mieten in Deutschland weiter an, was bei vielen Mietern den Wunsch entfacht hat, ein eigenes Haus zu bauen oder zu kaufen oder eine Wohnung zu kaufen, um die steigenden Mieten in Zukunft nicht mehr hinnehmen zu müssen.