In Deutschland fehlen bezahlbare Mietwohnungen. Zu dieser Erkenntnis kommt, wieder einmal, der Gesamtverband der Wohnungswirtschaft, GdW, bei seiner jährlichen Pressekonferenz in Berlin.
Trotz einer Steigerung von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr seien die in 2015 getätigten Investitionen immer noch nicht ausreichend.
Bei den im GdW vertretenen rund 3.000 Wohnungsbauunternehmen fallen die Zahlen noch höher aus. Hier betrug das Plus an Neuinvestitionen 10,7 Prozent.
Kommunen in der Pflicht
In einem Interview mit dem Morgenmagazin in ARD und ZDF wies der Präsident des GdW, Alexander Gedaschko, mit deutlichen Worten auf die Krux in den Kommunen und Gemeinden hin.
Während die Bürgermeister am Sonntag in wohlfeilen Worten bei Bürgerveranstaltungen den Wohnungsbau für die breite Masse zusagten, würden ihnen die Kämmerer am Montag erklären, dass die Grundstücke für das dreifache an private Investoren zu verkaufen wären.
Die Kommunen sind eindeutig gefordert, nicht nur die Nachfrage nach Luxuswohnungen, sondern auch nach günstigem Wohnraum zu stillen.
400.000 Wohnungen fehlen
Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden in 2015 insgesamt 249.000 neue Wohnungen erstellt. Für 309.000 Wohnungen liegen Baugenehmigungen vor. Auch wenn diese Zahlen auf den ersten Eindruck solide klingen, können sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach wie vor 400.000 Wohnungen fehlen.
Sonderabschreibung als Anreiz für Investoren
Gedaschko forderte die Bundesregierung auf, das Gesetz für Sonderabschreibungen auf Immobilienneubauten zeitnah zu beschließen. Geplant sind für die Antragsjahre 2016 und 2017 je zehn Prozent an Abschreibung, für 2018 noch neun Prozent.
Neubauinvestitionen so hoch wie noch nie
Die Neubauinvestitionen lagen mit zwölf Milliarden Euro auf einem absoluten Rekordhoch. Dennoch haben sich die Rahmenbedingungen für den Neubau hinsichtlich der Baukosten drastisch verschärft. Konnte im Jahr 2010 noch für 1.739 Euro / Quadratmeter gebaut werden, mussten im Jahr 2015 bereits 3.190 Euro investiert werden.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass für einen Geldbetrag, der im Jahr 2000 den Bau von 10 Wohneinheiten ermöglichte, heute nur noch 7,8 Einheiten erstellt werden können.
Landflucht eines der Kernprobleme
Während die 30 kreisfreien Städte nach wie vor massive Zuzüge verzeichnen, damit auch zwangsläufig ein Ansteigen des Mietniveaus verursachen, droht vielen ländlichen Regionen eine regelrechte Entvölkerung. In diesen Städten hat sich beispielsweise die Zahl der Jahrgänge 1973 bis 1993 in den Jahren 2008 bis 2013 mehr als verdoppelt.
Um diesen massiven Defiziten entgegenzuwirken, hat der GdW einen Forderungskatalog erstellt, der zahlreiche Lösungsansätze aufzeigt, nachfolgend die wichtigsten:
- Vergabe städtischer Grundstücke nach Konzeptqualität und nicht im Höchstbieterverfahren.
- Zeitnaher Abschluss von Planungs- und Genehmigungsverfahren Bund, Länder und Kommunen sollten weitere Steuerbelastungen vermeiden.
- Absenkung der Grunderwerbsteuer in Wachstumsregionen.
- Erhöhung der steuerliche Normalabschreibung (AfA) von 2 auf 3 Prozent.
- Sonder-Abschreibung für den sozialen Wohnungsbau.
- Erhöhung der sozialen Wohnraumförderung insgesamt 3 Mrd. Euro.
Kontraproduktive Gesetze
Bezüglich privater Investoren taucht allerdings eine Frage auf. Die Privatimmobilienkreditrichtlinie, seit 21. Juni 2016 in Kraft, könnte das Investitionsvolumen massiv einschränken.
Die im Vergleich zu früher extrem restriktive Bonitätseinstufung dürfte es manchem privaten Anleger erschweren, sich aktiv an der Behebung der Wohnraummisere zu beteiligen.