Die Zinsen für Baufinanzierungen sind weiter gesunken in Deutschland. Dies zeigt die MFI-Zinsstatistik für Juni dieses Jahres, deren deutscher Beitrag vor kurzem von der Bundesbank veröffentlicht wurde. Damit sind Baukredite weiter zu günstigen Zinskonditionen zu haben, und dies, natürlich abhängig auch von der Bonität, in allen von der Deutschen Bundesbank veröffentlichten Zinsbindungen.
Baufinanzierungen mit einer variablen Verzinsung kurzen Zinsbindung
Am deutlichsten gesunken sind im Juni 2014 laut Bundesbank Baukredite mit einer variablen Verzinsung oder einer anfänglichen Zinsbindung von bis zu einem Jahr.
- Noch im Mai hatte der Zinssatz auf 2,70 Prozent p.a. gelegen.
- Im Juni sank der Zinssatz im Neugeschäft für diese Art von Baufinanzierungen auf nur noch 2,49 Prozent p.a.
Die Bauzinsen für diesen Bereich der Wohnungsbaukredite sind damit im Juni dieses Jahres auf einem neuen historischen Tief angekommen. Dies war so nicht zu erwarten gewesen im Vorfeld, war doch eher ein langsamer Anstieg der Zinsen für Baufinanzierungen im Gange gewesen, bis sich der Wind plötzlich wieder gedreht hat.
Dies machte sich im Neugeschäft bemerkbar. Das Volumen stieg
- von 2.259 Millionen Euro im Mai 2014 auf
- 2.436 Millionen Euro im Juni.
Die Wohnungsbaukredite bei dieser Zinsart sind damit in Deutschland weiter auf dem Vormarsch, bedingt durch die niedrigen Bauzinsen auf der einen Seite und den steigenden Mieten vor allem in den Ballungsräumen auf der anderen Seite.
Baukredite mit einer anfänglichen Zinsbindung von einem Jahr bis zu fünf Jahren
Deutlich weniger nach unten ging es mit den Zinsen für Baufinanzierungen bei einer anfänglichen Zinsbindung von einem Jahr bis zu fünf Jahren. Hier sanken die Bauzinsen
- von 2,33 Prozent p.a. im Mai dieses Jahres
- auf 2,31 Prozent p.a. im Juni 2014.
Im Neugeschäft machte sich diese weitere Verringerung nicht bemerkbar. Nach Mai 2014 sank das Neugeschäftsvolumen auch im Juni weiter. Noch im April dieses Jahres hatte das Neugeschäft bei dieser anfänglichen Zinsbindung deutlich zugelegt, auf ein Volumen von 2.574 Milliarden Euro. Im Mai war es dann auf nur 2.229 Milliarden Euro gesunken, im Juni 2014 ging es dann noch weiter nach unten, auf nur 2.091 Milliarden Euro.
Wohnungsbaukredite mit einer anfänglichen Zinsbindung von fünf Jahren bis zu zehn Jahren
Bei den Baufinanzierungen mit einer Zinsbindung von anfänglich fünf Jahren bis zu zehn Jahren ging es ein wenig deutlicher nach unten mit den Zinsen, wenn nur moderat.
Die Zinsen für diese Zinsbindungslaufzeiten lag
- im Mai 2014 auf 2,63 Prozent p.a. und sank
- im Juni auf 2,55 Prozent p.a.
Doch auch hier kam es zu einem Rückgang des Neugeschäfts. Im April dieses Jahres hatte das Volumen im Neugeschäft für Wohnungsbaukredite an Privatpersonen in Deutschland noch auf 7.202 Milliarden Euro gelegen. Im Mai sank das Neugeschäftsvolumen dann, sehr deutlich, auf nur noch 6.506 Milliarden Euro. Im Juni ging es weiter mit dem Rückgang, das Neugeschäft lag bei Baufinanzierungen mit einer anfänglichen Zinsbindung von fünf Jahren bis zu zehn Jahren auf nur noch 6.359 Milliarden Euro.
Baufinanzierungen mit einer anfänglichen Zinsbindung von über zehn Jahren
Die vierte von der Bundesbank im Rahmen des deutschen Beitrags für die MFI-Zinsstatistik im Juni 2014 unter die Lupe genommene Zinslaufzeit, Baukredite mit einer anfänglichen Zinsbindung von über zehn Jahren, ergab ebenfalls einen leichten Rückgang der Bauzinsen. Diese sanken von 2,84 Prozent p.a. im Mai dieses Jahres auf 2,79 Prozent p.a. im Juni.
Bei dieser Zinsbindung ergab sich ebenfalls das Bild des rückläufigen Neugeschäfts trotz zumindest leicht gesunkener Zinsen für Baukredite an private Verbraucher. Das Neugeschäftsvolumen sank von 5.417 Milliarden Euro im April auf 5.021 Milliarden Euro im Mai. Im Juni gab es einen erneuten Rückgang auf nur noch 4.881 Milliarden Euro, das Neugeschäft lag bei dieser Zinsbindung damit deutlich unter 5.000 Milliarden Euro.
Rückgang im Neugeschäft trotz sinkender Zinsen
Die Zinsen für Baufinanzierungen sind weiter gesunken, und dennoch ist das Neugeschäft in zumindest drei der vier von der Bundesbank für die MFI-Zinsstatistik berücksichtigten Laufzeiten weiter rückläufig.
Verschiedene Gründe könnte es hierfür geben, zu vermuten ist, dass das Bauland langsam knapp geworden ist in Deutschland und sich viele Verbraucher, die einen Hausbau oder Hauskauf planen, bereits vor einer Weile nach einem Forward-Darlehen umgesehen haben.
Surftipp: Immobilienfinanzierung im Vergleich
Irgendwann gibt es immer weniger Menschen, die einen Baukredit aufnehmen wollen, da sich nicht jeder ein Eigenheim leisten möchte, oder es kann. Vor allem in den Ballungsräumen ist das Bauland nahezu abgegrast, und das Erschließen neuer Bauvorhaben kostet seine Zeit und den benötigten Platz dafür.
Neues historisches Zinstief bei Baukrediten – Talsohle der Zinsen nun erreicht?
Mit dem Zinsrutsch im Juni dieses Jahres wurde ein neues Zinstief erreicht. Damit stellt sich für künftige Bauherren natürlich die Frage: Soll ich jetzt meine Baufinanzierung aufnehmen, weil die Talsohle nun da ist und es wirklich nicht mehr tiefer gehen kann mit den Bauzinsen! Oder soll ich noch ein wenig abwarten, ob es nicht doch noch ein wenig nach unten geht mit den Zinsen für Baukredite.
Dies kann funktionieren, muss aber nicht. Möglicherweise werden die Bauzinsen bald wieder steigen, sicher sagen kann dies niemand. Es ist möglich, dass es zu einer Stagnation kommt und sich die Zinsen für Baufinanzierungen bis auf Weiteres auf diesem Niveau einpendeln. Aber es könnte auch sein, dass die Bauzinsen noch ein Stück weiter sinken.
Hier bräuchte man sie wieder, die berühmte Glaskugel. Wir aber haben sie nicht, und können deshalb nur ahnen, dass die Talsohle der Zinsen nun erreicht ist und Baufinanzierungen und Immobilienkredite nicht noch günstiger werden in den kommenden Monaten und Jahren. Beschwören aber können und wollen wir dies nicht. Deshalb sollte jeder Bauherr selbst entscheiden, wann für ihn der richtige Zeitpunkt ist, eine Direktfinanzierung oder ein Forward-Darlehen aufzunehmen.