Einbruch bei Baufinanzierungen hat begonnen

Haus im Bau vor einem HochhausDie Wohnimmobilienkreditrichtlinie, gedacht als Verbraucherschutz, führt aufgrund ihrer Auswirkungen zu massiver Kritik und Warnungen. Diese kommen nicht nur vonseiten der Banken, sondern aus allen Bereichen, die mit Immobilien zu tun haben. Das schließt auch das Baugewerbe mit ein.

Mit der Anhebung der Hürden bei der Vergabe von Immobilienfinanzierungen brach die Kreditvergabe um bis zu 20 Prozent ein, so einige Sparkassenverbände. Dieser Sachverhalt ist um so absurder, als die Niedrigzinspolitik der EZB es vielen Mietern ermöglichte, endlich den Traum von den eigenen vier Wänden zu realisieren.

Die Ursachen

Hauptgrund für die Kritik ist der Sachverhalt, dass die Bankmitarbeiter darauf achten müssen, dass die Finanzierung über die gesamte Laufzeit nicht durch eine mögliche Erkrankung oder den Verlust des Arbeitsplatzes gefährdet sein könnte. Dies sicherzustellen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Selbst Landtagsabgeordnete verfügen nicht mehr über die notwendige Bonität für ein Darlehen, da ihr Mandat zeitlich limitiert ist und „Arbeitslosigkeit“ nach der nächsten Wahl droht, so der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider (1).

Alter als Vergabekriterium

Wie der Genossenschaftsverband Weser-Ems ausführt, hat die neue Richtlinie, die seit einigen Monaten in Kraft ist, verheerende Auswirkungen. Da das Alter künftig bei der Kreditvergabe eine entscheidende Rolle spielt, trifft dies vor allem diejenigen, die ihre Immobilie noch altersgerecht umbauen wollen.

Das wird ihnen fast unmöglich gemacht, sollten sie einen Kredit benötigen. Damit entfallen für das Bauhandwerk die entsprechenden Aufträge zur Sanierung.

Keine Entspannung am Wohnungsmarkt

Neubauten, von denen es bekanntermaßen zu wenige gibt, werden mit rückläufigen Zahlen erstellt, da privaten Investoren die Finanzierung unter Umständen ebenfalls verwehrt wird. Die notwendige Entspannung am Wohnungsmarkt bleibt aus, die Bauwirtschaft, einer der Motoren der Konjunktur, kommt ins Stottern (2).

Wie kritisch die Situation durch die neue Richtlinie werden könnte, macht ein Dringlichkeitsantrag der CSU im bayerischen Landtag deutlich. Die Abgeordneten forderten, dass auf Bundesebene darüber diskutiert werden müsse, die Richtlinie so großzügig auszulegen, dass es keine weiteren Hemmnisse bei der Kreditvergabe gebe.

Bundesrepublik mit strengsten Bonitätsprüfungen in der EU

Weshalb diese Richtlinie überhaupt in dieser Form umgesetzt wurde, ist ein Rätsel. Auslöser für die EU waren die maroden Baufinanzierungen in Spanien. In Deutschland findet von je her eine umfassende Bonitätsprüfung der Kreditnehmer statt.

Diese umfasste auch die potenzielle Wertentwicklung der zu finanzierenden Immobilie, ein Sachverhalt, der gemäß der Richtlinie nicht mehr zum Tragen kommt. Die ganzheitliche Bonitätsprüfung musste dem Blick des Bankers in die Kristallkugel weichen. Kriterien für die Darlehensvergabe sind heute

  • Kein Risiko des Arbeitsplatzverlustes
  • Kein Risiko der Zahlungsunfähigkeit durch Krankheit oder Berufsunfähigkeit
  • Kein Risiko der Minderung des Haushaltsnettoeinkommens durch Familienzuwachs oder Scheidung
  • Rückführung des Darlehens innerhalb der statistischen Lebenserwartung des Kreditnehmers.

Betrachtet man diese Vergabekriterien, liegt der Schluss nahe, dass ein Rückgang der Finanzierungszusagen um nur 20 Prozent geradezu harmlos ist, und mancher Banker beide Augen zudrückte.

Wie gut die Bonitätsprüfung in der Vergangenheit nach deutschem Muster funktionierte, belegt die folgende Zahl: Die Sparda-Banken verzeichnen bei einem ausgereichten Kreditvolumen von 35 Milliarden Euro ein Kreditausfallrisiko von 0,02 Prozent.

Es bleibt im Sinne der potenziellen Immobilienerwerber und der mit Immobilien verbundenen Branchen zu hoffen, dass der Vorstoß der CSU erfolgreich verläuft.

 


Weiterführende Informationen

  1. Die Immobilie – Selbst Landtagsabgeordnete sind nicht kreditwürdig
  2. Genossenschaftsverband Weser-Ems e.V. – Wohnimmobilienkreditrichtlinie schränkt Kreditvergabepraxis über Gebühr ein